Wandern in Niedersachen: Flaches Land und weiter Ausblick, © Foto: Kay Wiegand / Shutterstock
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Wandern in Niedersachen: Flaches Land und weiter Ausblick

Mächtige Höhenzüge sucht man in Niedersachsen zwar vergebens. Dennoch bietet das Bundesland für Wanderer abwechslungsreiche Möglichkeiten. Ein Überblick.

17.07.2025

Sehr hohe Temperaturen von mehr als 30 Grad Celsius gab es diesen Sommer bisher nicht so häufig in Niedersachsen. Was manch einen Badeurlauber sorgen könnte, dürfte viele Menschen freuen, die Wandertrips planen. Urlauberinnen und Urlauber, die zudem nicht unbedingt viele Höhenmeter erreichen wollen, werden in Niedersachsen fündig. Wanderwege führen in dem Bundesland durch Moorlandschaften entlang von Flüssen und durch Mittelgebirge - teilweise über Hunderte Kilometer. Ein Überblick über einige der bekanntesten Routen.

Auf den Spuren der Dichter auf dem Harzer Hexenstieg

Das rund 150 Kilometer lange Wegenetz ist seit mehr als 20 Jahren eine Institution im Harz, der insgesamt mehr als 8.000 Kilometer Wanderwege bietet. Viele Gäste hätten die Wanderroute auf ihrer sogenannten Bucketlist, sozusagen ihrer Ausflugs-Wunschliste, heißt es vom Tourismusverband.

Der Hexenstieg führt von Osterode in Niedersachsen bis Thale in Sachsen-Anhalt. Wer ihn komplett wandern möchte, sollte fünf Tagesetappen von im Schnitt 20 Kilometern einplanen. Der niedersächsische Teil der Route ist vor allem vom Nationalpark und den Harzer Hochmooren geprägt. In Sachsen-Anhalt führt der Weg durch das romantische Bodetal und über den höchsten Berg des Gebirges - den 1.141 Meter hohen Brocken. Dort wanderten bereits die Dichter Goethe und Heine.

Wem der Weg über den Brocken zu beschwerlich ist, der findet mit der Hexenstieg-Route "Brockenumgehung" eine Alternative. Allerdings ist der Weg dann statt 20 ganze 34 Kilometer lang. Die Mühen lohnen sich, führt der Weg dann über Holzstege und Baumwurzeln vorbei am Oderteich - einer historischen Talsperre aus der Harzer Bergbauzeit. Der dortige Rundwanderweg ist mit 4,5 Kilometer Länge besonders bei Familien beliebt.

Von der Drei-Flüsse-Stadt zur Porta Westfalica

Ganz im niedersächsischen Süden beginnt der Weserbergland-Weg. Am Zusammenschluss von Werra und Fulda zur Weser startet die Route, die dem Fluss über 225 Kilometer bis nach Porta Westfalica folgt. Dort, wo die Weser an der sogenannten westfälischen Pforte kurz vor Minden das Wiehengebirge durchbricht. 

Die Route, die zu den besten Fernwanderwegen der Republik zählt, führt durch urige Wälder, malerische Täler oder geheimnisvolle Schluchten und bietet weite Ausblicke über eine naturbelassene Landschaft, wie der Weserbergland Tourismus schreibt. Auch die Solling-Vogler-Region mit etwa 1.000 Kilometern Wanderwegen wird gestreift. Highlights finden sich unter anderem am Start- und Endpunkt der Route mit den Fachwerkhäusern der Altstadt in Hann. Münden oder dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal in Porta Westfalica.

Wandern inmitten violetter Blüten

In der Lüneburger Heide ist der Heidschnuckenweg das Pendant zum Harzer Hexenstieg. Auf 223 Kilometern Länge führt der Fernwanderweg durch die berühmte Heidelandschaft. Er beginnt am äußersten Rand von Hamburg und endet in Celle. 13 Etappen weist die Tourismusagentur auf ihrer Website aus - die längste ist demnach die letzte mit einer Länge von 27 Kilometern.

Wem das zu lang ist, der kann auch die vor einigen Jahren eingeführten Heideschleifen wählen. Sie messen zwischen 1,4 und 20,9 Kilometer. Sie richten sich an Gäste, die den Heidschnuckenweg erleben, aber während eines Kurzurlaubs nicht gleich ganze Etappen wandern wollen, hieß es dazu bei der Vorstellung der kürzeren Wege. So könne man die Heide-Landschaft erleben und in Gasthäusern am Wegesrand regionale Spezialitäten probieren. Weil die Schleifen als Rundwege angelegt sind, können Urlauber sie auch bequem mit dem Auto erreichen.

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Flaches Land und weite Ausblicke

Kaum noch Höhenmeter finden Wanderer auf den Nordpfaden im Landkreis Rotenburg östlich von Bremen. Auf einigen Routen werden nicht mehr als 25 Höhenmeter überwunden. In der Region sind 24 längere Wanderwege für Tagestouren angelegt, die zusammen ein rund 360 Kilometer großes Netz bilden. Sie führen etwa durch das Dört Moor oder entlang des Vörder Sees und werden von der Tourismusagentur als "flach und weit und einzigartig" beschrieben. Ein Handy oder große Orientierungskenntnisse brauchen Urlauber und Tagestouristen hier den Angaben nach nicht: "Die Rundwanderwege sind praktisch unverlaufbar beschildert", heißt es.

Wandern mit Meerblick

Wer beim Wandern lieber ins Blaue statt aufs Grüne schaut, könnte in Butjadingen zwischen Bremerhaven und Wilhelmshaven fündig werden. Dort finden Wanderer den Langwarder Groden mit sechs Kilometern Länge - ideal also für einen Tagesausflug. Es ist der "beste Ort zur Vogelbeobachtung", wie die Butjadinger Tourismusagentur schreibt. Von mehreren Stegen und einer Brücke, die auf den Vordeich führt, lässt sich demnach auch der ständige Wechsel zwischen Ebbe und Flut besonders gut überblicken.

Zwischen Mooren und Flüssen

Rund um Osnabrück liegt der Naturpark Terra-Vita, früher als nördlicher Teutoburger Wald bekannt. Die mehr als 700 Kilometer Wanderwege erstrecken sich inzwischen bis in den Teutoburger Wald nach Bielefeld und in das Wiehengebirge bis Rinteln und Bückeburg. Unter dem Namen Terra-Tracks wurden dort 81 Wanderwege seit 2014 angelegt. Sie sind zwischen 3 und 19 Kilometer lang.

Als erster Naturpark in Deutschland wurde die Region auch als Geopark ausgezeichnet. Die Landschaft wird bestimmt von Moor- und Heidegebieten, Flusslandschaften und Quellgebieten sowie Wäldern und kleineren Höhenzügen. Wanderer finden aber auch archäologische Relikte oder Geotope wie Felsformationen und Steinbrüche.

(Quellen: dpa/ini)