Appell: Neue Stellplätze braucht das Land
Das Wachstum bei Übernachtungsplätzen außerhalb von Campingplätzen hat mit dem Zuwachs bei Reisemobilen nicht mithalten können. Hierzulande ist der Bestand an Reisemobilen rasant angestiegen.
Ausgangssituation
Laut Herstellerverband CIVD hatte "die gestiegene Nachfrage nach Reisemobilen in Deutschland in den letzten Jahren einen maßgeblichen Einfluss auf die positive Bestandsentwicklung". Demnach zählte das Kraftfahrt-Bundesamt zum Stichtag 1. Januar 2022 mehr als 838.000 zugelassene Reisemobile. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Anstieg von 9,2 Prozent.
Bei Stellplätzen lässt sich nicht so einfach eine konkrete Summe herausfinden. Die Angaben schwanken und basieren auf Schätzungen. Insgesamt, so zeichnet sich ein Bild ab, pendelt sich die Zahl bei 4.500 Stellplätzen in Deutschland ein, die insgesamt 85.000 Übernachtungsflächen außerhalb von Campingplätzen ergeben. Obwohl diese Zahl in den vergangenen Jahren konstant gestiegen ist, hinkt sie doch deutlich hinter dem Bedarf hinterher. Schließlich entspricht sie gerade mal zehn Prozent der zugelassenen Reisemobile.
Das reicht nicht, um Reisemobil-Touristen flächendeckend eine legale Bleibe für die Nacht anzubieten, zumal auch die meisten Campingplätze über große Zeiträume im Jahr ausgebucht sind. Dazu kommt, dass touristisch beliebte Regio- nen – Ostsee, Harz, Mosel, Oberbayern – in den Ferien, an Feiertagen und (langen) Wochenenden überlaufen sind.
Auf den Stellplätzen spitzt sich die Situation dann zu: Viele Plätze ähneln eher Händlerhöfen, die Reisemobile stehen dicht an dicht. Und viele mobile Gäste suchen sich eine Übernachtungsfläche irgendwo – halb legal mit dem Hinweis auf Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit. Urlaub ist das nicht.
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Argumente für mehr Stellplätze
Rund 838.000 in Deutschland zugelassenen Wohnmobilen stehen nur circa 4.500 Stellplätze mit etwa 85.000 Übernachtungsflächen gegenüber. Es sind viel mehr Wohnmobile in Deutschland unterwegs als noch vor einigen Jahren. Dafür braucht es mehr Stellplätze.
Ein Reisemobilstellplatz ist kein Campingplatz. Er braucht viel weniger Infrastruktur; ist also mit relativ geringem (finanziellem) Aufwand einzurichten.
Die durchschnittliche Übernachtungsgebühr liegt pro Fahrzeug laut Herstellerverband CIVD bei 14 Euro.
Die durchschnittliche Auslastung pro Standplatz liegt jährlich bei 75 vermieteten Nächten. Tendenz eher steigend.
Jährlich fallen demnach pro Übernachtung im Durchschnitt 1.050 Euro Gebühr an. Bei zehn Standflächen summiert sich die Summe auf 10.500 Euro pro Jahr. Häufig ist es deutlich mehr.
Dazu kommt: Reisemobilisten als wohlhabende Urlauber geben laut der dwif-Studie „Wirtschaftsfaktor Campingplatz- und Reisemobil-Tourismus in Deutschland 2020/2021“ pro Kopf und Tag 47,20 Euro aus.
Der Bekanntheitsgrad von Gemeinden in ländlichen Regionen steigt durch Stellplätze an, die Orte werden beliebter und besser frequentiert als ohne Stellplatz.
Der Umsatz von Geschäften, Restaurants und anderen Einrichtungen steigt an, sobald die Gemeinde einen Stellplatz einrichtet.
Wertschöpfung
Reisemobilisten sind wohlhabende Urlauber. So geben sie laut der dwif-Studie "Wirtschaftsfaktor Campingplatz- und Reisemobil-Tourismus in Deutschland 2020/2021" pro Kopf und Tag 47,20 Euro aus. Bei insgesamt mehr als zehn Millionen Übernachtungen ergibt sich daraus ein Bruttoumsatz von knapp 500 Millionen Euro. Geld, das den Urlaubsregionen zugutekommt. Wobei Gemeinden mit Stellplätzen stärker von Reisemobilisten besucht werden als solche ohne Übernachtungsmöglichkeit.
Aktivitäten
Verbände und Messegesellschaften haben die Bedeutung von Stellplätzen erkannt. Gemeinsam setzen sich zum Beispiel CIVD zusammen mit der Messe Düsseldorf (Caravan Salon) und der Messe Stuttgart (CMT) dafür ein, dass in Deutschland mehr solcher Übernachtungsflächen gebaut wer- den. Im Rahmen der großen Fachmessen finden Tagungen und Seminare zum Thema statt. Darüber hinaus setzt sich speziell der CIVD für mehr Stellplätze ein. Die Lobbyarbeit umfasst Aufklärung von Politikern in Bund und Ländern sowie Planungshilfe in Kommunen. Zusätzlich gibt der Herstellerverband Studien in Auftrag und veröffentlicht regelmäßig Broschüren: „Caravaning & Politik“, „CIVD-Branchenbroschüre“, „Planungshilfe Stellplätze“, auch zum Download der Website des Verbandes.
Stuttgarter Appell
Reisemobil International setzt sich zum Jahresbeginn 2024 für seine Leser ein und fordert mehr Stellplätze für Reisemobile außerhalb von Campingplätzen in Deutschland. Dazu appelliert das Fachmagazin an:
DIE BUNDES- UND LANDES-POLITIKER: Bauen Sie Planungshürden und Bürokratie ab, damit potenzielle Stellplatzbetreiber ihre Übernachtungsanlage schneller und leichter einrichten können.
AN KOMMUNALPOLITIKER: Bessern Sie ihre Stadtkasse auf – lassen Sie sich das Geld, das Reisemobilisten im Urlaub ausgeben, nicht durch die Lappen gehen. Kehren Sie die positiven Seite Ihrer (womöglich ländlichen) Region oder Stadt hervor, und richten Sie einen Stellplatz ein.
DIE RELEVANTEN VERBÄNDE: Betreiben Sie verstärkt Aufklärungsarbeit bei den verantwortlichen Politikern in Bund, Ländern und Kommunen. Überzeugen Sie mit Argumenten.
DIE CARAVAN-HÄNDLER: Verkaufen Sie nicht nur Fahrzeuge. Überzeugen Sie Ihren Bürgermeister, wie sinnvoll ein Stellplatz auf kommunaler Fläche ist. Richten Sie auf Ihrem Gelände einen Stellplatz ein.
DIE HERSTELLER VON STELLPLATZ-AUSRÜSTUNG: Beraten Sie Kommunen, die einen Stellplatz einrichten wollen, aber nicht wissen, wie das geht.
DIE REISEMOBILISTEN: Überzeugen Sie Ihren Bürgermeister mit Argumenten und Zahlen (siehe „Argumente für mehr Stellplätze“ sowie CIVD-Broschüren) davon, wie sinnvoll ein Stellplatz in der eigenen Gemeinde ist. Zeigen Sie Ihnen Ihre Mobile. Das wirkt.
Im Gegenzug sagt Reisemobil International zu, im Rahmen dieses Stuttgarter Appells verstärkt über neue Stellplätze und die jeweilige Stadt/Region zu berichten. Die Redaktion setzt sich auf diese Weise für ihre Leser ein und hilft obendrein den Städten und Gemeinden, in denen neue Stellplätze entstehen, bekannter zu werden.
Motto: Gemeinsam sind wir stark
Der Herstellerverband CIVD gibt Studien in Auftrag und veröffentlicht regelmäßig Broschüren: „Caravaning & Politik“, „CIVD-Branchenbroschüre“, „Planungshilfe Stellplätze“, zu finden zum Download auf der Website des Verbandes.
(Text: Camping, Cars & Caravans)