Zapfhahn an einer Tankstelle, © Engin Akyurt
 Engin Akyurt, Pexels
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Tanken im Ausland oft deutlich billiger als in Deutschland

Wer in den kommenden Tagen mit dem Auto in den Sommerurlaub startet, sollte sich ganz genau überlegen, ob er vorher nochmal in Deutschland volltankt oder lieber erst hinter der Grenze. In vielen Nachbarländern ist der Sprit zum Teil deutlich günstiger.

04.07.2023 Stefan Angele

Wer in den kommenden Tagen in die Sommerferien startet, tankt meistens hinter der Grenze billiger. Insbesondere wenn es in Richtung Osten oder Südosten geht, sind die Spritpreise fast immer deutlich niedriger als in Deutschland, wie aus Daten der EU-Kommission hervorgeht. Besonders günstige klassische Ziele für den Urlaub mit dem Camper und Auto sind dabei Polen, Kroatien und Slowenien beziehungsweise Tschechien. Alle Werte sind jedoch Länderdurchschnitte, einzelne Spritpreise variieren zum Teil stark nach Uhrzeit und zwischen einzelnen Tankstellen und Regionen. In manchen Ländern ist der Sprit zudem an den Autobahnen sehr viel teurer als hinter der jeweils nächsten Ausfahrt.

Gerade in Osteuropa lässt sich richtig sparen

Am Montag vergangener Woche (26.06.) - aktuellere Übersichtsdaten liegen noch nicht vor - war Superbenzin der Sorte E5 in Polen im Schnitt um 38 Cent pro Liter bill ger als in Deutschland, Diesel um 21 Cent. In Tschechien ließen sich bei Super nur 27 Cent sparen, dafür ist Diesel dort um 24 Cent günstiger. Wer weiter nach Ungarn fährt findet dort Superbenzin ebenfalls um 27 Cent billiger als hierzulande, Diesel ist dort allerdings nur um 7 Cent preiswerter. In der Slowakei ist Super um 26 Cent billiger als in Deutschland, Diesel um 15 Cent - hier lohnt also ein Tankstopp auf dem Weg durch Tschechien oder Polen.

Gemischtes Bild in Süd- und Nordeuropa

In Richtung Süden tankt es sich bereits in Österreich deutlich günstiger als in Deutschland: Super ist 27 Cent billiger, Diesel 8 Cent. Wer nach Südosten weiterfährt sollte den Tank aber nicht ganz voll machen, denn in Slowenien lassen sich bei Super 41 und bei Diesel 14 Cent pro Liter sparen, in Kroatien 39 und 15 Cent. Geht es nach Italien, sieht es anders aus: Dort ist Superbenzin einen Cent teurer als in Deutschland, Diesel um 8 Cent. Richtung Norden sollte man dagegen lieber mit vollem Tank aufbrechen: In Dänemark ist Superbenzin 5 Cent teurer, Diesel 2 Cent.

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 ADAC findet Sprit in Deutschland zu teuer

Nach Ansicht des ADAC sind die Spritpreise in Deutschland sowieso allgemein zu hoch. Zwar waren Superbenzin und ganz besonders Diesel im ersten Halbjahr sehr viel günstiger als im gleichen Zeitraum 2022, doch sieht der Kraftstoffmarktexperte des Verkehrsclubs, Jürgen Albrecht, noch viel Luft in den Preisen.
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Preise normalisieren sich 2023 langsam

Schnitt des ersten Halbjahres kostete Super E10 1,774 Euro pro Liter. Das waren 13 Cent weniger als im ersten Halbjahr 2022, wie der ADAC am Montag (03.07.) mitteilte. Bei Diesel, der im Halbjahresschnitt 1,691 Euro kostete, ist der Abstand mit gut 22 Cent pro Liter noch höher. Allerdings hatte der Ukraine-Krieg im ersten Halbjahr 2022 auch für noch nie da gewesene Preisspitzen gesorgt. Superbenzin war im laufenden Jahr Mitte Januar mit 1,692 Euro pro Liter am günstigsten, Diesel Anfang Juni mit 1,556 Euro. «Es ist auffällig, wie stark der Dieselpreis im letzten Halbjahr gesu ken ist», sagte Albrecht. «Das ist aber eigentlich nur die Normalisierung im Vergleich zu den extremen Ausschlägen des vergangenen Jahres.» Am Sonntag kostete Superbenzin im bundesweiten Tagesdurchschnitt 1,788 Euro pro Liter, Diesel 1,602 Euro.

Haben sich Verbraucher an hohe Preise gewöhnt?

Beide Preise sind nach Albrechts Dafürhalten zu hoch. So ist Benzin seit Dezember rund 10 Cent teurer geworden, obwohl sowohl der Ölpreis als auch der Dollarpreis seither gesunken sind, was Kraftstoffe e gentlich billiger machen müsste. Eine schnelle Änderung ist kaum in Sicht: «Dass die Preise in den kommenden Wochen zügig fallen, ist unwahrscheinlich», sagte Albrecht. «Bei manchen Verbrauchern hat sich leider eine Gewöhnung an die höheren Kraftstoffpreise eingeschlichen, weil sie die extremen Werte aus dem Vorjahr noch im Kopf haben.» Zudem hätten Pendler tei weise keine Alternative, erklärte er. «Das bremst den Wettbewerb, der für sinkende Preise notwendig ist. Denn die Mineralölkonzerne und Raffinerien werden die komfortableren Margen, die sie seit 2022 etabliert haben, kaum freiwillig hergeben.»

Weitere Entwicklung kaum abzuschätzen

Insgesamt sei es schwierig, die weitere Entwicklung der Kraftstoffpreise vorherzusehen, sagte Albrecht. Doch solange es keine starken Ausschläge am Ölmarkt gebe, sei auch an den Tankstellen keine große Bewegung zu erwarten. «Im Herbst wird allerdings voraussichtlich der Abstand zwischen Diesel und Benzin wieder sinken. Das tut er typischerweise dadurch, dass Diesel wegen der steigenden Heizölnachfrage im Vergleich zu Benzin anzieht.» Wer sich mit dem Auto auf den Weg in die Sommerferien macht, dem rät Albrecht zudem, am Vorabend der Reise zu tanken. Dann ist der Sprit üblicherweise einige Cent pro Liter billiger als am Morgen.

(Quelle: dpa)